Mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Großen Preis von Belgien

Im bin ich zusammen mit meiner Frau (damals Freundin) zum Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps gefahren. Dabei haben wir ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel (Bahn und Bus) verwendet.
Da wir im Vorfeld im Internet nicht alle Informationen dazu finden konnten, die wir gerne gehabt hätten, wollte ich unsere Erfahrungen und Erkenntnisse hier aufschreiben.

Alle Informationen hier stammen aus dem Jahr , prüft also vor eurer Reise gerne noch mal die jeweiligen Informationen.

Nach Verviers

Wir sind am Samstag aus Aachen gekommen und am Sonntag aus Maastricht, wo wir unser Hotel hatten.

Der RE29 (Fahrplan) fährt einmal pro Stunde zwischen Aachen und Verviers. Es gibt eventuell keine Durchsagen im Zug, oder wenn dann nur auf Französisch. Wichtig: steigt in Verviers nicht am Bahnhof Palais aus, sondern am Bahnhof Central.

Vom Bahnhof Liège-Guillemins fahren die S41 und ein IC, beide je einmal pro Stunde, nach Verviers. Falls ihr aus Brüssel kommt, werdet ihr diesen IC nehmen.

Für Verbindungsabfragen für belgische Züge kann die App oder Webseite der SNCB/NMBS benutzt werden.

Der Bahnhof Verviers-Central

Der Haupteingang des Bahnhofs. Links vom Haupteingang ist die Haltestelle für die Shuttlebusse, rechts vom Haupteingang ein gelbes Auto, wo Fahrkarten für die Busse verkauft werden.
Der Bahnhof Verviers-Central. Der gelbe Van verkauft Busfahrkarten.

Der Bahnhof von Verviers ist nicht besonders groß, und die Wege sind an dem Wochenende alle deutlich ausgeschildert, sodass man sich nicht verlaufen können dürfte.
Tagsüber könnt ihr direkt den Haupteingang benutzen. Abends ist der Haupteingang geschlossen, nur der Seiteneingang an der Hauptstraße ist noch geöffnet.
Im Bahnhof selber gibt es nicht so viel: Toiletten, Geldautomat, Getränke- und Snackautomaten, Ticketverkauf und ein kleines Café.

Mit dem Linienbus zur Rennstrecke und zurück

Alle Linienbusse im französischsprachigen Teil Belgiens werden von TEC betrieben. Vom Bahnhof Verviers fahren die Linien 294 und 395 in Richtung Francorchamps und auch wieder zurück. Die Linien haben einen Zwei-Stunden-Takt, ergänzen sich also in Richtung der Rennstrecke zu einem Stundentakt.

Hinfahrt

Wenn ihr aus dem Bahnhof kommt, ist die planmäßige Bushaltestelle auf der rechten Straßenseite. Sich dort anzustellen war aber sinnlos: der Bus hielt stattdessen vor dem Bahnhofsgebäude.
Wenn ihr Sorgen habt, den Anschluss zwischen Zug und Bus nicht zu bekommen: am Rennwochenende ist der Fahrplan ohnehin hinfällig. Spätestens ab dem frühen Mittag ist alles stark verspätet. Irgendwann kommt schon ein Bus.
Nehmt entweder die Linie 294 nach Trois-Ponts oder die Linie 395 nach Reuland.

Steigt auf keinen Fall später ein, der Bus wird voll sein. Zwei andere Besucher, die mit uns im Zug waren, sind am Bahnhof Verviers-Palais ausgestiegen, wohl in der Hoffnung, dort mit mehr Umsteigezeit den Bus zu bekommen (die Linienbusse halten auch dort). Sie sind fast nicht reingekommen und waren die restliche Fahrt über an die Türen gequetscht. Im weiteren Verlauf wollten zwei andere Frauen zusteigen, das war absolut nicht möglich und sie mussten den Bus ziehen lassen. Macht das nicht: steigt in Verviers-Central ein.

Es gibt keine Haltestellenansagen. Das ist an dem Wochenende aber irrelevant: am Bahnhof steigen alle ein, und in Francorchamps steigen alle aus. Es ist unmöglich, eins der beiden zu verpassen.

Die Reisezeiten aus dem Fahrplan sind auch hinfällig an dem Wochenende. Bis ungefähr zur Autobahnabfahrt 10 an der A27/E42 geht es ganz gut voran, aber danach werdet ihr im Stau stehen. Für eine normale Fahrt sind gut veranschlagt, rechnet aber mit ungefähr .

Der Bus wird euch irgendwo in Francorchamps rauslassen, wo gerade Platz ist, nicht notwendigerweise an der angekündigten Haltestelle „Maison Godefroid“. Folgt dann einfach den tausenden Fans um euch herum, und ihr werdet den Weg zur Rennstrecke finden.

Rückfahrt

Die Rückfahrt war mangels Informationen recht chaotisch.

Der letzte reguläre Linienbus fährt schon relativ früh, kurz vor . Da wir im Bereich Rivage standen, haben wir den Ausgang Combes genommen und sind von dort zur nächsten Haltestelle gelaufen, die auf Google Maps zu sehen war. Dort hing jedoch ein Zettel auf Französisch, der darauf hinwies, dass am F1-Wochenende manche Haltestellen zusammengelegt oder verlegt werden würden. In der Onlineauskunft stand noch, dass es am Freitag und Samstag keine Änderungen geben würde. Dass so eine Information bei so einem internationalen Event nicht auch auf Englisch ausgehängt wird, ist auch eine fragwürdige Entscheidung.

Wir haben uns also beeilt, zu der angekündigten nächsten Haltestelle („Route de Bernister“) zu laufen, in der Annahme, dass uns die Zeit davonläuft. Wir wollten den Bus (der letzte des Tages!) auf keinen Fall verpassen. Aber der Bus kam nicht. Es kamen mehr Leute dazu, manche fragten, ob der Bus schon da gewesen sei. Es wurde immer später, manche der Leute gingen wieder.
Dann, mehr als eine Stunde nach der angeschriebenen Zeit, kam der Bus endlich.

Wieder ging es sehr langsam durch Francorchamps. Und was die angeblich verlegten Haltestellen anging: der Busfahrer hat effektiv trotzdem an jeder Haltestelle angehalten, wo Leute standen. Zwischendurch sind sogar auf offener Strecke Leute zugestiegen, während der Bus im Stau stand. Es war ein ziemliches Durcheinander. Und auch hier wurde der Bus im Lauf der Zeit natürlich sehr voll.

Normalerweise hätte der Bus um am Bahnhof Verviers sein sollen — wir waren um da, also mit Verspätung. Zum Glück fahren die Bahnen auch noch spät am Abend.
Beachtet das aber, falls ihr etwa bis zu einer bestimmten Zeit irgendwo sein müsst, z. B. im Hotel.

Mit dem Shuttlebus zur Rennstrecke und zurück

Wenn ihr das Ticket für den Shuttlebus kaufen wollt: der Verkaufsstand ist ein gelber Van vor dem Bahnhofsgebäude. Reingehen, Anzahl Tickets nennen, bezahlen. Es war keine Kartenzahlung möglich; wer kein Bargeld hat, kann am Geldautomaten im Bahnhofsgebäude welches abheben.

Hinfahrt

Der Busbahnhof am Rennsonntag. Zwei Busse stehen bereit, um die in einer Schlange stehenden Menschen zur Rennstrecke zu bringen.
Der Busbahnhof am Sonntagvormittag.

Der Abfahrtspunkt für die Shuttlebusse ist direkt vor dem Bahnhof. Am Sonntag wird der gesamte Busparkplatz vormittags in eine Abfahrtszone für die Shuttles umfunktioniert. Man stellt sich in die Schlange, dann gehen alle in den Bus, die reinpassen (Ticket bereithalten, das wird kontrolliert), und wenn der Bus voll ist, fährt er ab. Das heißt aber auch: wenn gerade fast keiner wartet, fährt auch kein Bus ab. Dann müsst ihr warten, bis genug Leute aus dem nächsten Zug ausgestiegen sind, und das passiert hier nur 2 Mal in der Stunde.

Genau wie auch im Linienbus gilt: wer Glück hat, ergattert einen begehrten Sitzplatz. Der Rest muss stehen.

Der Bus fährt ohne Halt bis nach Francorchamps, er folgt dabei außerorts grob dem Verlauf der Linienbusse. Auch hier geht es ungefähr bis zur Autobahnabfahrt recht gut und zügig voran, aber rechnet am Sonntag mit noch größeren und längeren Staus. Unser Bus hat am Ende ungefähr für die Fahrt gebraucht.

Bildschirmfotos einer Karte, auf denen der langsame Fortschritt im Stau zu sehen ist.

Rückfahrt

Die Rückfahrt nach dem Rennen war chaotisch. Alle Shuttles (sowohl die nach Verviers als auch die zu den gelben Parkzonen (yellow bis)) fahren ungefähr dort ab, wo sie auch angekommen sind. Wir haben versucht, das Ende der Schlange zu finden — es gab keins. Die Schlange für alle Shuttles ging einmal um den kompletten Block.
Es hat Ewigkeiten gedauert, bis endlich Busse kamen. Die Leute haben wirklich gejubelt, als leere Busse Richtung Verviers um die Ecke kamen und einfuhren.
Sobald die Tür aufgeht, stürzen sich alle in den Bus. Wie auch das übrige Wochenende: wer Glück hat, kriegt einen Sitzplatz, der Rest muss stehen.

Auch auf der Rückfahrt quält sich der Bus im Schneckentempo durch Francorchamps, bis es ungefähr nach der Autobahnauffahrt besser wird. Dann geht es zügig nach Verviers. Im Stadtgebiet selber versucht jeder Busfahrer, die schnellste Route zu nehmen. In unserem Fall sind alle Busse trotzdem ungefähr zur gleichen Zeit angekommen.

Am Bahnhof stürzen sich dann alle nach draußen, in der Hoffnung, den Zug noch zu erwischen. Spoiler: das wird nichts.
Innen stehen nämlich Absperrgitter, mit denen die SNCB anscheinend etwas „crowd control“ betreiben und alle an einer Ticketkontrolle vorbeischleusen möchte. Wenn aber fünf volle Shuttlebusse zeitgleich ankommen… Das Gedränge war recht groß, und es war nicht schön. Nach der Ticketkontrolle entspannt es sich etwas auf den Bahnsteigen, aber da die Bahnen in die Rückrichtung auch nur einmal die Stunde fahren, sind zumindest die Bahnen in Richtug Liège und Brüssel ziemlich voll.

Hinweise zu Fahrkarten

Allgemeine Hinweise

Zum Abschluss noch ein paar Hinweise, die wir ebenfalls gerne vor dem Rennen gewusst hätten.